EIN HAUS MIT GESCHICHTE AM HEUPLATZ

Das „HATHEYER-HAUS" am Heuplatz kann und soll man nicht isoliert sehen. Es ist Teil der Großstadt „Klagenfurt am Wörthersee“, die eine wunderschöne liebliche und romantische Renaissance-Innenstadt zu bieten hat. Die alte Innenstadt war und ist die erste Fußgängerzone Österreichs. Klagenfurt wurde von dem Fürsten-Geschlecht der Spanheimer geründet; es wurde erstmals in den Zeit zwischen 1192 und 1199 urkundlich erwähnt - und ist somit heuer exakt 820 Jahre alt.

 

Die homogene Klagenfurter Innenstadt wird heute von südlichem Flair, den anmutigen und historischen Gebäuden, von Geschäften, dem Markt, dem „Lindwurm“-Denkmal, dem Stadtpfarrturm, dem höchsten Kirchturm Kärntens - sowie von zahlreichen Kaffees, Eissalons und Innenhöfen aber auch von Grün, von zahlreichen Parks, geprägt. Der Heuplatz ist seit 2006, dem Bau des großen innerstädtischen Einkaufszentrums „City-Arkaden“, das absolute geschäftliche Zentrum von Klagenfurt. Es liegt am nördlichen Anfang der Fußgängerzone. Die „City-Arkaden“ grenzen direkt an das „HATHEYER-HAUS“.

 

Der „Heuplatz“ hat seinen Namen vom Handel. An dieser Stelle wurde dereinst täglich ein Heumarkt abgehalten, der für die Infrastruktur einer Stadt in älteren Zeiten unentbehrlich war. Dort wo vor Jahrhunderten auch der alte Wassergraben der ersten Klagenfurter Stadtmauer lag, dort öffnete nach einer Brücke ein Tor, das St. Veiter-Tor, den Weg in die Stadt. Hier, beim „Steinernen Löwen“ führte seit 1764 der Krumpendorfer Unternehmer Carl Pamperl eine Seifensiederei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kaufte der junge aufstrebende Klagenfurter Bierbrauer und Unternehmer Paul Hatheyer von Pamperls Söhnen den Seifensiedebetrieb und begründete damit seinen Aufstieg zu einem erfolgreichen Industriellen. Das 1843 vom italienischen Architekten Domenica Venchiarutti errichtete Herrenhaus mit Bell Etage am heutigen Hauplatz 8 (früher Hausnummer  19) wurde zum Hatheyer-Familiensitz und zur Firmenzentrale. Die schon damals an das Haus angrenzende Seifensiederei wurde zu einer modernen Fabrik ausgebaut. Das von Paul Hatheyer aufgebaute Imperium umfasste schließlich neben der „Kaiserlich-Königlichen 1. Kärntner Seifenfabrik“ auch Fabriken für die Herstellung von Margarine, Margarinenschmalz, Kerzen, Glycerin und Kristallsoda. Einen Standort mit Werk gab es auch auf dem Alten Platz in Klagenfurt. Die Marken "HATHEYER-SEIFE" und "SAPOLIN-WASCHPULVER" waren in der K&K-Monarchie ein Begriff.

 

Gemeinsam mit einem Partner besaß Paul Hatheyer zudem eine Fabrik für chemische Produkte, Farben und Lacke, sowie Petroleum in Klagenfurt an der Satnitz. Für Petroleum gab es vom Geländes seines alten Firmensitzes in der Bahnhofstraße (Brauerei- und Gasthaus „Zur Glocke“, dem heutigen Gebäude der Kelag in Klagenfurt), eine direkte Pipeline zum Lasten-Bahnhof. Auf diesem große Firmengelände in der Bahnhofstraße waren auch die Fabrik für Glycerin und Kristallsoda soweit eine moderne Lagerhalle platziert. Paul Hatheyer exportierte seine Produkte bald nach ganz Europa - bis in den Orient. Der Industrielle stellte u.a. seine "HATHEYER-SEIFE", sein "SAPOLIN"-WASCHPULVER" und die "HATHEYER-MAGARINE" im Jahr 1873 auf der Wiener Weltausstellung aus, und dann im Jahr 1900 auch bei der Weltausstellung in Paris. Paul Hatheyer war zudem in der Klagenfurter Politik aktiv und im Aufsichtsrat einer Kärntner Bank. Während des 1. Weltkrieges war er einer der größten Lieferanten der K&K-Marine. Gezeichnete Kriesgsanleihen machten den Industriebetrieben mit Ende des 1. Weltkrieges ein jähes Ende. Nur Kernseife wurde von einem der älteren Söhne / bzw. Enkel noch bis nach dem 2. Weltkrieg im kleinen Umfang produziert. Kommerzialrat Paul Hatheyer verstarb 1932.

 

In den 1960er-Jahren erwarb der jüngste Sohn von Paul Hatheyer, der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Dr. Ernst Hatheyer, das komplette "HATHEYER-HAUS" am Heuplatz. Dessen Sohn, der Journalist und Agenturinhaber Ernst Hatheyer war ab 1990 Hälfteeigentümer der "HATHEYER-HAUSES". Im Jahr 2004 kaufte er auch die andere Hälfte, löste bestehende Mietverhältnisse ab und baute den alten Familienbesitz mit seiner Frau Liane Hatheyer und dem gemeinsamen Sohn, dem Politologen und Kommunikationsfachmann Mag. phil. Thomas Hatheyer, über die eigene „Hatheyer-Liegenschaftserrichtungs- und Verwertungs- GmbH.“ mit einem Aufwand vom mehreren Millionen Euro zu jenem Juwel aus und um, das es heute ist. Die Fassade des Hauses steht seit diesem Zeitpunkt unter Denkmalschutz. Mieter im „HATHEYER-HAUS-Geschäftszentrum“ sind heute das Restaurant COTIDIANO, als neuer Hotspot der Innenstadt,  der Möbeldesigner INTERIO sowie der 1. Kärntner ECCO-Store. Im „HATHEYER-HAUS" befinden sich auch Büros, wie jenes der „Kommunikations- und Medienagentur ComMed GmbH.“ und im behutsam revitalisierten Gewölbe ein Vereinslokal für interne Events: das „CHATEAU 8“. Das „HATHEYER-HAUS" in Klagenfurt ist ein Paradebeispiel für private Eigeninitiative und gelungener Symbiose zwischen alt und neu.

 

Das „HATHEYER-HAUS“ hatte im Laufe der Zeit zahlreiche bemerkenswerte Bewohner, stellvertretend seinen nur zwei schon lange Verstorbene genannt, beide Enkel von Paul Hatheyer: der Wiener Journalist und ORF-Intendant Wolf In der Maur und die prominente Schauspielerin von Bühne, Film und Fernsehen Heidemarie Hatheyer. Beide verbrachten im "HATHEYER-HAUS" ihre Kindheit und Jugend. Nach Heidemarie Hatheyer ist beim Klagenfurt Kinozentrum ein Platz benannt, nach dem Industriellen Paul Hatheyer die vom Heuplatz in Klagenfurt ausgehende „Paul Hatheyer Schütt“.